Ein bewegender Abschiedsbrief

Mitteilung
von Alexander Myhsok


Nach 17-jähriger Tätigkeit für den Ordensschulen-Trägerverbund (Verbund von acht freien, d. h. nicht staatlichen Gymnasien/Realschulen) haben wir dort unseren Auftrag beendet. Zum Abschied bekamen wir von der Geschäftsführung, von Schulleitungen und von Teilnehmerinnen und Teilnehmern an unseren Leitungskräfteschulungen ein Buch mit Texten und Bildern geschenkt. Paul Stollhof, pädagogischer Geschäftsführer bis 2021, mit dem wir die längste Zeit gearbeitet haben, führt in seinem Brief nochmals auf und benennt, was und wie wir gemeinsam gearbeitet haben. Mit seinem Einverständnis veröffentlichen wir dies hier:

„Wo aber das Gespräch sich in seinem Wesen erfüllt, zwischen Partnern, die sich einander in Wahrheit zugewandt haben, sich rückhaltlos äußern und vom Scheinenwollen frei sind, vollzieht sich eine denkwürdige, nirgendwo sonst sich einstellende gemeinschaftliche Fruchtbarkeit.“ Martin Buber, Elemente des Zwischenmenschlichen 5

Als pädagogischer Geschäftsführer des Ordensschulen Trägerverbunds und Auftraggeber durfte ich unzählige Male solche echten Gespräche mit Ihnen, Anna Jäger und Alexander Myhsok, erleben, das Fließen eines gemeinsamen Sinnes zwischen uns und eine erstaunliche Fruchtbarkeit in unserem Unternehmen. Geschäftliche Termine und Auftragsgespräche weiteten sich zu echten Gesprächen, in denen wir gemeinsam lernen und persönlich wachsen konnten. Nicht zuletzt wuchs von Mal zu Mal das gegenseitige Vertrauen, wodurch Ihre vielfältige Arbeit in unserem Unternehmen ihre volle Wirkung entfalten und unsere Entwicklungsprozesse nachhaltig beeinflussen konnte.

17 Jahre haben Sie den Weg des Unternehmens begleitet - unaufdringlich aber beständig - und Aufträge angenommen, die wir aus der jeweiligen Situation und ihrem Bedarf entwickelt haben. Vor allem Qualifizierungsmaßnahmen für Führungskräfte: Weiterbildung, Intervision, Coaching, beginnend mit der Qualifizierung für Führungs- und Leitungsaufgaben in Trägerschaft der Stiftung katholische freie Schule 2003, erst dreijährig dann zweijährig, die auf meine Initiative hin mit Ihnen entwickelt wurde und durch die Nachfrage unserer Schulen kontinuierlich stattfinden konnte, zuletzt in der Trägerschaft der Ordensschulen. Professionell ausgebildete Führungskräfte sind in der Schullandschaft eine besondere Entwicklungschance, wenn diese ihre Potentiale, Kompetenzen und ihre Person einbringen, statt sich auf Verwaltungsarbeiten zurückzuziehen. Nachhaltig konnten wir den innersten Kern unserer schulischen Arbeit: Beziehung, in der gemeinsames Wachsen möglich ist, durch Kommunikationskurse für Lehrkräfte qualitativ verändern. Nicht zuletzt haben sie die Entwicklung der schulischen Systeme und des Unternehmens befördert durch Entwicklungsmaßnahmen wie z. B. das mehrjährige Evaluationsprojekt, die Installierung einer Feedbackkultur und der Mitarbeitergespräche und die Entwicklung von Visionen zur zielgerichteten Prozesssteuerung. Sie haben sich dabei in all diesen Jahren intensiv mit dem System Schule und mit unserer Unternehmensphilosophie auseinandergesetzt und waren bereit zu verstehen und zu lernen.

Alle Weiterbildungsmaßnahmen mit Ihnen waren etwas Besonderes und ein Geschenk durch ihre praxisbezogene Reflexions- und Entwicklungsarbeit mit den Personen, ihren Ressourcen und Kompetenzen. Dabei haben sie ihr professionelles Wissen, ihre vielfältige Erfahrung und ihre Kompetenz, vor allem aber ihre Personen eingebracht. Auch ihr wertschätzendes Gespräch miteinander als Frau und Mann in der gemeinsamen Leitung, ihre konstruktive Kommunikation und ihre verschiedenen Perspektiven waren für die Teilnehmenden wertvoll und bereichernd. Sie haben sich rückhaltlos zugemutet und so zu persönlichem Wachsen herausgefordert. Ich selbst durfte als Auftraggeber an den Maßnahmen leider nicht teilnehmen, aber auch die zahlreichen Vor- und Nachbereitungstreffen waren für mich Lern- und Entwicklungschancen, weil sie sich gleich intensiv und rückhaltlos engagiert haben. Dafür möchte ich Ihnen von Herzen danken. Die wertschätzende Zuwendung, das rückhaltlose sich äußern und das frei sein vom Scheinen wollen erst bewirken die Fruchtbarkeit von der Martin Buber spricht. Mit diesen gemeinsamen Früchten kann der Ordensschulen Trägerverbund wuchern und seine Entwicklung fortsetzen. Mit Hilde Domin möchte ich Ihnen den Satz zurufen, den sie mir zu meiner Verabschiedung zugesagt haben und der für Sie in gleicher Weise gilt: „Es blüht hinter Ihnen her. Unverlierbar.“ (Hilde Domin, gesammelte Gedichte. S. 291)

Danke! Paul Stollhof